Pflanzenportrait

Europäisches Pfaffenhütchen 
(Euonymus europaeus)

 

Im Herbst hat unsere Pflanze des Monats ihren großen Auftritt. Das Pfaffenhütchen fällt mit seinem tiefroten Laub und seinen orange-roten Früchten sofort ins Auge. Dann beschert es uns einen Hauch von Indian Summer in Mitteleuropa.
Auch für einige Wochen im Juni zieht das Gehölz schon viele Blicke auf sich. Dann machen einige Pfaffenhütchen eine merkwürdige Verwandlung durch: Sie werden von einem dichten Schleier überzogen. Der Grund dafür sind Gespinstmotten, die die Pflanzen regelrecht kahl fressen. Unter dem Gespinst sind die Raupen der Motten vor hungrigen Vögeln geschützt. Den Pfaffenhütchen macht diese „Heimsuchung“ jedoch wenig aus. Sind die Raupen verpuppt, treibt das Pfaffenhütchen neu aus, als wäre nichts gewesen. Auch für weitere Falterarten wie dem Schwan oder der Satelliteule ist der Strauch eine wichtige Raupenfutterpflanze.
Es scheint, als bieten diese beiden Auftritte dem Pfaffenhütchen genug Aufmerksamkeit. Über den Rest der Saison ist es eher unauffällig. Selbst die grünlich-weißen Blüten sind schwer wahrzunehmen. Sie werden vor allem von (Schweb)Fliegen besucht, doch auch die Rotpelzige Sandbiene sammelt hier Pollen für den Nachwuchs.
Bis zum Herbst entstehen aus den Blüten die Fruchtstände, die an eine Kopfbedeckung von Geistlichen erinnern und dem Pfaffenhütchen seinen Namen geben. Dass die Früchte auch „Rotkehlchenbrot“ genannt werden, weist darauf hin, wie gerne sie von Vögeln gefressen werden. Für uns ist die Pflanze jedoch giftig! In früheren Zeiten nutzten Menschen das zähe Holz unter anderem, um daraus Spindeln herzustellen. Daher heißt das Pfaffenhütchen in einigen Regionen auch „Spindelstrauch“.
Die Pflanze bildet ein dichtes Wurzelwerk aus, das den Boden vor Erosion schützt. Im Garten sollten wir beachten, dass eine Unterpflanzung schwierig wird, weil sich die meisten Stauden nicht gegen seine eng-maschigen Wurzeln behaupten können. Ansonsten ist das Pfaffenhütchen solitär wachsend oder für eine Hecke sehr gut geeignet. Es wird etwa 3 bis 4 Meter hoch und breit und kann auch als Hochstamm in Baumform eingesetzt werden. Es kommt in ganz Deutschland in Gebüschen und lichten Wäldern vor. Hohe Ansprüche an seinen Standort stellt es nicht. Am liebsten wächst es sonnig bis halbschattig auf frischem Boden mit Kalkanteil. Dort bietet es viel für das menschliche Auge und für die heimische Tierwelt.

Markus Schmidt, Stiftung für Mensch und Umwelt
https://www.stiftung-mensch-umwelt.de/