Pflanzenportrait

Gemeine Hasel (Corylus avellana)

 

Die Hasel läutet bei uns den Vorfrühling ein. Wenn sie zu blühen beginnt, ist laut der Phänologie der Winter zu Ende. Die Hasel ist einhäusig, sie hat also weibliche und männliche Blüten an der gleichen Pflanze. Die männlichen Blütenkätzchen produzieren Pollen, die von Honigbienen und der Veränderlichen Lockensandbiene gesammelt werden. Die sehr kleinen weiblichen Blüten produzieren weder Pollen noch Nektar. Interessanterweise ist der Strauch für seine Fortpflanzung nicht auf Insektenbesuch angewiesen. Er wird vom Wind bestäubt.
Andersherum ist sie aber im Laufe der Saison eine ausgesprochen wichtige Pflanze für die Sechsbeiner: Die Raupen zahlreicher Nachtfalterarten – darunter Haseleule, Goldafter und Zickzack-Zahnspinner – fressen an ihren weichen Blättern. Und die Schwarzspornige Stängelbiene nutzt die Äste als Nistplatz. Andere Insekten sind gänzlich auf die Hasel spezialisiert, zum Beispiel der Haselnussbohrer. Die Larven dieses Käfers hinterlassen kleine runde Löcher als Spuren in den Nüssen. Die Nüsse sind reich an Fett und Eiweiß und damit auch ein wichtiges Nahrungsmittel für Kleinsäuger wie Eichhörnchen, Siebenschläfer und verschiedene Mausarten. Auch Vögel wie Kleiber oder Eichelhäher fressen sie gerne. Die Nüsse, die in der Regel in Dreiergruppen wachsen, sind sogar für uns Menschen ein gesundes und vielfältiges Nahrungsmittel.
Besondere Ansprüche an den Boden stellt der Strauch nicht. Sein Laub verrottet gut und liefert hochwertigen Kompost. Wir sollten aber bedenken, dass die Hasel schnell wächst und fünf bis sechs Meter hoch werden kann! Gleichzeitig wächst sie gerne in die Breite. Nach einem Rückschnitt treibt sie wieder kräftig aus. Natürlicherweise finden wir sie in lichten Laubwäldern, am Waldrand oder in Hecken. Dort hilft ihr schneller Wuchs, sich zu behaupten.
In Gärten finden wir oft Korkenzieherhaseln, die nicht so schnell wie die Gemeine Hasel wachsen und deren Äste die typische verdrehte Form aufweisen. Für die Haselnussproduktion hingegen wird meist die aus dem Balkan stammende Lambertshasel genutzt. Diese ist aber kälteempfindlicher als unsere heimische Art. Weil die Gemeine Hasel so wertvoll für die Tierwelt ist, sollten wir sie in jedem etwas größeren Garten haben. Mit ein wenig Glück kommt sie auch ganz von selbst: Oft sind es vergessene Nüsse aus dem Wintervorrat der Eichhörnchen, die im Garten keimen.
Übrigens: Der Vorfrühling mit der blühenden Hasel startet inzwischen etwa drei Wochen früher als noch in den 1950er Jahren. Auch hier ist der Klimawandel deutlich sichtbar.

Markus Schmidt,
Stiftung für Mensch und Umwelt

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